Trotz ihrer Bekanntheit sind Egon Friedells (1878–1938) Kulturgeschichte der Neuzeit (1927–1931) und Kulturgeschichte des Altertums (1936–1938) akademisch nur sporadisch diskutiert. Die wenige Forschung konzentriert sich auf Friedells auffallende Biografie; zu seiner literarischen Arbeit fehlt aber eine systematische Studie. Diese ist nicht möglich, ohne seine Bildung zu berücksichtigen: Durch sein Schreiben hindurch verarbeitet der zum Luthertum konvertierte Friedell philosophisch-theologische Systeme der deutschsprachigen Neuzeit und Moderne. Die Studie argumentiert, dass die Diskussion der protestantischen Aufklärung um den historischen Jesus Christus und die Spekulationen dazu in der hegelschen Bildung unablässige Schlüssel zur Interpretation von Friedells Denken sind. Auch thematisiert die Studie soziopolitische Probleme der neuzeitlich-modernen Kulturgeschichtsschreibung. Einige dieser Probleme finden sich bei Friedell, einige überwindet er.