Habilitationsprojekt
Der Protestantismus in der Habsburgermonarchie wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts von mehreren Erweckungsbewegungen erfasst. Sie verliehen ihm in unterschiedlichen Regionen ein besonderes, bis heute nachwirkendes, v. a. frömmigkeits- und theologiegeschichtlich, aber auch kultur-, sozial- und politikgeschichtlich fassbares Gepräge. Die Stoßrichtungen der einzelnen Erweckungen weisen nicht nur Parallelen, sondern auch frappante Unterschiede auf: Während sich etwa in Oberösterreich oder Westungarn während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein transnationales (insbesondere transatlantisches) Bewusstsein herausbildete, kam es im Böhmen und Mähren der zweiten Jahrhunderthälfte zu einer national-religiösen Erweckung. Ziel des Forschungsprojekts ist es, die evangelischen Erweckungsbewegungen mittels eines komparativen Zugriffs zu analysieren, Kontinuitäten und Diskontinuitäten vor dem Hintergrund sich verändernder Zeit- und Raumwahrnehmungen herauszuarbeiten, maßgebliche Protagonisten und internationale Netzwerke zu identifizieren und Wechselwirkungen mit spätaufklärerischen und romantischen Strömungen aufzuzeigen. Mit dem Projekt wird nicht nur eine breite Forschungslücke geschlossen, sondern auch eine erste Schneise in das noch kaum beackerte Feld protestantischer Frömmigkeits- und Theologiegeschichte in der Habsburgermonarchie des 19. Jahrhunderts geschlagen.