From Sun-Day to the Lord’s Day. The Cultural History of Sunday in Late Antiquity and the Early Middle Ages (Uta Heil)

Seit der Christianisierung der planetarischen und der jüdischen Woche in der Spätantike ist die Vorstellung vom Sonntag als Ruhetag ebenso wie der Rhythmus der Sieben-Tage-Woche eine Konstante. Doch die Kulturgeschichte des Sonntags in der Spätantike und im Frühmittelalter ist komplex. Die Detailforschung offenbart eine größere Vielfalt, als es auf den ersten Blick scheint. So ersetzte der Sonntag nicht einfach den Sabbat, noch wurde das jüdische Sabbatgebot direkt übernommen. Auch die Sonntagsgesetze von Kaiser Konstantin gaben den Bewohnern des Römischen Reiches zwar offiziell einen arbeitsfreien Ruhetag, aber die Wirkung und Rezeption der Gesetze ist selbst bei christlichen Autoren schwer zu erfassen. Zudem war der Sonntag keineswegs ein zentrales Thema in der Geschichte des spätantiken Christentums, so dass die verstreuten Hinweise interpretiert werden müssen. Dieser Sammelband, der auf einer Tagung in Wien 2019 basiert, untersucht die Bedeutung des Sonntags und des Wochenrhythmus in der Spätantike und im Frühmittelalter im Alltagsleben der Menschen, im Mönchtum, auf Synoden, in weiteren kaiserlichen und kirchlichen Gesetzen sowie in disziplinären und liturgischen Entwicklungen. Auch Kontroversen mit dem jüdischen Sabbat sowie Überlegungen zum Aspekt der Ruhe, der Freiheit und der Nächstenliebe werden behandelt. Die Beiträge zeigen, dass der Tag des Herrn vor allem seit dem sechsten Jahrhundert im Zuge der Christianisierung der Gesellschaft und der Sakralisierung des Kalenders an Bedeutung gewonnen hat, wobei unterschiedliche Auffassungen und regionale Unterschiede berücksichtigt werden.

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