Eine Reihe von apokryphen und pseudepigraphischen Texten aus der Spätantike weist auf die Bedeutung des Sonntags als Feiertag für getaufte Christen hin. An erster Stelle ist der sogenannte Himmelsbrief zu nennen, der bis in die Neuzeit eine breite und lang anhaltende Rezeption erfahren hat, obwohl er von Anfang an auch als Fälschung kritisiert wurde. Leider sind diese Texte bisher nicht ausreichend beachtet worden. Der vorliegende Band stellt verschiedene Fassungen des Himmelsbriefes sowie weitere Texte vor (die pseudepigraphischen Akten der Synode von Cäsarea; pseudepigraphische Predigten des Eusebius von Alexandrien, Johannes Chrysostomus und Basilius von Cäsarea; Passagen aus der Didaskalie Jesu Christi; die zweite apokryphe Apokalypse des Johannes; die Visio Pauli; eine Predigt des Sophronius von Jerusalem; und die Apokalypse der Anastasia), zusammen mit einer Übersetzung und einem Kommentar. Eine Einleitung erzählt die Geschichte dieses Briefes und ordnet ihn und die anderen Texte in die Kulturgeschichte des Sonntags ein. Dabei wird deutlich, dass der Sonntag als Ruhetag und Festtag lange Zeit nicht im Vordergrund der Entwicklung eines kirchlichen Festkalenders stand, obwohl Kaiser Konstantin 321 n. Chr. ein Gesetz über die Feiertagsruhe am Sonntag erließ. Der Sonntag markiert vielmehr das Ende der Christianisierung der Zeit und des Kalenders, als Ostern, Pfingsten, Weihnachten und die Märtyrerfeste bereits selbstverständlich waren. Die Verfasser dieser Texte wollten diesen Prozess offensichtlich beschleunigen, weshalb eine anonyme Person sogar dazu überging, Christus selbst als Verfasser dieses Briefes darzustellen. Hier werden allen, die den Sonntag nicht einhalten, die arbeiten, als sei er ein Wochentag, und die den Gottesdienst schwänzen, schwere Strafen angedroht. Die breite Überlieferung zeigt, dass der Brief trotz aller Kritik gelesen und verbreitet wurde und sogar zu einer frühen Form eines Kettenbriefes wurde.